Gott ist gar nicht so alt !  

Die "Assises de la catéchèse réformée" haben der Westschweizer Katechetik neue Impulse gegeben. Das Thema Gebet stand im Zentrum des Tages mit Konferenz, rundem Tisch, Workshops, Diskussionen und Austausch.

Die Assises de la catéchèse réformée fanden am Samstag, 28. September, in Crêt-Bérard (VD) statt. Über hundert Fachpersonen aus allen Westschweizer Kantonen und darüber hinaus trafen sich, um ihre Erfahrungen zum Thema Gebet mit Kindern und Jugendlichen auszutauschen. Die Veranstaltung, die bereits zum zweiten Mal stattfand, ist inspiriert von den Treffen der European Conference on Christian Education (ECCE), die Menschen aus ganz Europa zusammenbringt, die in der christlichen Erziehung und in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sind. Das nächste ECCE-Treffen wird 2026 in der Schweiz ausgerichtet. Obwohl die Katechesekonferenzen in kleinerem Rahmen stattfinden, verfolgen sie dasselbe Ziel: den Austausch von Ideen, Ressourcen, Erfolgen und Herausforderungen. Konferenzen, Diskussionen, Workshops und Feiern sollen Verbindungen schaffen und die Akteure der Katechese in ihrer Arbeit stärken und ermutigen. 

Eine Geschichte über den Körper zeichnen 

Einen der originellsten neuen Ansätze präsentierte die finnische Pastorin Kaisa Aitlathi. Sie entwickelte eine Methode, bei der biblische Geschichten durch Zeichnen mit den Fingern auf dem Rücken erzählt werden. Ursprünglich als Gute-Nacht-Geschichte für Kinder im familiären Umfeld gedacht, lässt sich diese Erzählweise auch auf breitere Kontexte übertragen. Während der Covid-Zeit entstanden, als Körperkontakt schwierig war, zeigt sich diese Methode besonders wertvoll, da Berührung der erste und letzte Sinn ist, den ein Mensch wahrnimmt. In einem Workshop konnten die Teilnehmenden die Technik selbst ausprobieren und eine Erzählung oder ein Gebet auf ihrem eigenen oder einem fremden Rücken nachzeichnen. 

Als Beispiel: „Eine Geschichte vom Wasser“.  

(Die Hände nebeneinander auf den Rücken legen).  
Am Anfang war die Stille  
(Die Handflächen auf dem Rücken liegen lassen).  
In der Stille sprach Gott „Licht“.  
Mit den Fingerspitzen einen kleinen Kreis zwischen den Schulterblättern ziehen).  
Und das Licht war.  
(Den Kreis vergrößern)  
In der Stille sagt Gott „Wasser“.  
(Mit den Fingerspitzen auf die Mitte des Rückens klopfen).  

Die Fortsetzung findet sich in der französischsprachigen Übersetzung des Buches "Tu es une merveille" der finnischen Pastorin und ihrer Kollegin Satu Reinikainen, die vom Office protestant d'éditions (OPEC) in Zusammenarbeit mit den Éditions Olivétan bereitgestellt wurde, Referenz am Ende des Artikels.

Erfahrungen aus der Romandie  

Die Teilnehmenden konnten im Laufe des Tages an einem Dutzend verschiedener Workshops teilnehmen. Die Themen reichten von Magie und Sinnesanregung über Singen und Gebet in Familie und Gemeinschaft bis hin zu Natur und Spiritualität, biblischen Geschichten mit Bildern und Figuren oder der Lectio divina. Die Workshops wurden von Referentinnen und Referenten aus den verschiedenen Westschweizer Kantonen angeboten. Der Pfarrer Stéphane Rouèche aus Diesse, selbst leidenschaftlicher Zauberer, führte in die Kunst ein, ein Album zu gestalten, in dem verschiedene Elemente wie durch Magie auf den Seiten erscheinen. Amandine Mayer-Sommer, Verantwortliche für kirchliche Angebote für Kinder der Protestantischen Kirche Genf, und Florence Auvergne-Abric, bekannt für die Théopopettes, leiteten einen Workshop, der fast ohne Worte mit den fünf Sinnen durchgeführt wurde. Diese Vorgehensweise betrachten sie als Provokation in der heutigen, oft überladenen Welt und als Möglichkeit, die eigene Spiritualität tiefer zu erkunden. In einem ähnlichen Rahmen lud Diakon Daniel Chèvre, ehemaliger Ausbildungsleiter am protestantischen Bildungswerk, zu einer Lectio divina ein. Diese Art der meditativen Textbetrachtung, begleitet von Reflexionen, scheint besonders bei jungen Menschen auf Interesse zu stoßen. 

Die Frische des Evangeliums wiederentdecken 

Dieser Tag war für alle Beteiligten eine Quelle der gegenseitigen Bereicherung. Nicole Awais, Koordinatorin des Tages und Leiterin der Ausbildungsstelle der reformierten Kirche Freiburg, betonte, wie wichtig es sei, neue Ansätze für den Katechismus zu entdecken. Dieser ist heute mit einem deutlichen Rückgang der Schülerzahlen konfrontiert. Viele Eltern hätten gemischte Erfahrungen mit ihrem eigenen Religionsunterricht gemacht und zögerten deshalb, ihre Kinder anzumelden. Auch das Misstrauen, das durch Missbrauchsfälle entstanden ist, trage dazu bei. Doch der Religionsunterricht habe sich stark verändert, und Katechetinnen und Katecheten bieten mittlerweile ein sehr interessantes Programm an, das die spirituelle und gemeinschaftliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen fördert. Es gehe darum, jungen Menschen Werkzeuge an die Hand zu geben, um ihre eigene Beziehung zu Gott aufzubauen. 

Jean-Baptiste Lipp, Präsident der Westschweizer Kirchenkonferenz, hob die Bedeutung eines gemeinsamen Tages wie diesem hervor, um gemeinsam über die Zukunft nachzudenken. Alle Kirchen – ob groß, mittelgroß oder klein – profitieren vom Austausch und der Bündelung ihrer Überlegungen. Ein altes Modell sei im Begriff, zu verschwinden, und die Zukunft müsse heute vorbereitet werden. In seiner Eröffnungsrede betonte er, dass die Botschaft des Evangeliums, getragen von ihrer Neuheit, gerade den heutigen Jugendlichen viel zu sagen habe. Natürlich sei es spannend, neue Werkzeuge kennenzulernen, aber das wirklich Neue liege in Gott und der kommenden Generation. Schließlich sei Gott „gar nicht so alt“. 

Tu es une merveille
Kaisa Aitlahti & Satu Reinikainen, 2024, Mitherausgeber: Éditions Olivétan - Office protestant d'éditions, 48 Seiten, Preis: 15 Franken, Bestellung über die Website der OPEC.

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Nicolas Meyer

Collaborateur Communication Médias

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