Stefan Krauter, Matthias D. Wüthrich (Hg.), Theologischer Verlag Zürich, Band 18 – 2023
Das Verständnis der Kirchen von der Ordination und die Art und Weise, wie sie diese im Gottesdienst "vertonen", spiegelt die enorme Vielfalt der Amtstheologen in den Kirchen der Schweiz wider. Angesichts des massiven Rückgangs und der Veränderungen der gesellschaftlichen Landschaften müssen nicht nur die Ämter und kirchlichen Dienste, sondern auch die Ordination neu überdacht werden. Die zehn Autorinnen und Autoren dieses Sammelbandes, von denen fünf von der Universität Zürich stammen, bieten eine Palette von diachronen und synchronen Studien zu diesem Thema aus der Perspektive verschiedener theologischer Disziplinen. Ziel ist es, Impulse für die Zukunft zu geben.
Stefan Krauter, Assistenzprofessor in Zürich, achtet darauf, seinen Beitrag mit "Ordination und Neues Testament" zu betiteln und damit den Anachronismus zu begrenzen, den der Titel "Ordination im Neuen Testament" darstellen würde. Denn keine Theologie der Ämter kann in Kontinuität zu den Texten des Kanons stehen. Anstatt die konfessionellen Legitimationen der Ämter kritisch zu untersuchen, entscheidet sich der Autor dafür, einige ausgewählte Passagen aus den Pastoralbriefen und der Apostelgeschichte mit der Realität des zeitgenössischen ordinierten Dienstes in Resonanz zu bringen. Er entbindet den Leser jedoch nicht von einem Überblick über die neutestamentliche Exegese in diesem Bereich, die sich seit dem Modell, das Ende des 19. Jahrhunderts "Amt und Charisma" gegenüberstellte, stark weiterentwickelt hat. Aus diesem Überblick geht hervor, dass die Vorstellung eines kirchlichen Priestertums, das die Vollmachten von einem notwendigerweise ordinierten Ordinator auf einen Ordinationskandidaten überträgt, erst im späten zweiten Jahrhundert aufkam. Krauter vertritt die Ansicht, dass das NT verschiedene Ansätze und Impulse für die Ausbildung von Amtsträgern und für die Rituale ihrer Ordination oder Einsetzung enthält. Schliesslich können diese Texte die gegenwärtige Praxis befruchten, so wie auch andere Texte, die nicht direkt mit dem Amt zu tun haben, dies in den Kirchen getan haben. Beispiele. "Bleiben oder gehen" im Licht von 2 Tim 1,6-8. In diesem Brief geht es nicht um eine Theologie der Ämter, sondern um eine Reflexion über die Leiden, die durch die Verkündigung des Evangeliums verursacht werden und die heute für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ob Amtsträger oder nicht, relevant sind. Es geht buchstäblich darum, ein Feuer in einem ungünstigen Kontext neu zu entfachen. "Ein aktuelles Spannungsfeld ist die Beziehung zwischen Amtsträgern und gewählten Amtsträgern. Heute kann die Ordination als ein aktiver und nicht passiver Akt der Anerkennung durch die Gemeinde neu betrachtet werden. "Es ist nicht falsch, dass Ordinationsgottesdienste für die Kirche eine Gelegenheit sind, sich selbst innerhalb einer Tradition zu präsentieren, insbesondere gegenüber einem distanzierten Publikum. Krauter möchte die Reflexion jedoch mit dem Bild der Erneuerung anregen, wie es in der Apostelgeschichte in drei Episoden der Handauflegung bezeugt wird. Ob es sich um die Sieben handelt, die dazu berufen sind, Sprachgrenzen zu überschreiten, um Paulus und Barnabas, die zur ersten Missionsreise aufgerufen werden, oder um die Ältesten, die dazu berufen sind, die von ihnen gegründeten Gemeinden zu leiten - nie handelt es sich um eine Weihe, sondern vielmehr um die Anerkennung, dass der Geist eine neue Phase für die Kirche einleitet. Mit diesem Ritual sollen weder Strukturen bestätigt noch ungeordnete Veränderungen abgesegnet werden, sondern eine andere Zukunft willkommen geheissen werden.
Judith Becker, Amt und Ordination in der Reformation, Konstellationen und Konzeptionen. In der Reformationszeit wurden Fragen zu den Ämtern unterschiedlich beantwortet, was meist auf den politischen Kontext zurückzuführen war, aber auch auf das protestantische Postulat, das zwischen sichtbarer und unsichtbarer Kirche unterscheidet und so eine gewisse Einheit in der Vielfalt möglich macht. Die Berliner Professorin bietet eine vergleichende Relektüre der Traditionen in Zürich und Genf, aber auch der "Gemeinden unter dem Kreuz" in Frankreich oder London. Die Frage nach der Anzahl und den Namen der Ämter ist nicht die einzige Variable, die von zwei bis vier reicht. Auch nicht die Art der Wahl, die der Gemeinde eine Rolle zuweist - manchmal aber nur im Prinzip -, hier der politischen Autorität eine Rolle zuweist, dort eher nicht, oder überhaupt nicht. Noch die Art und Weise der Ordination, allein durch die Pastoren oder nicht, in einer einzigen Feier für alle Amtsträger (im Namen der Gleichheit der Ämter) oder nicht. Ein gewisser Pragmatismus führt in Frankreich dazu, dass dem Diakon bei Abwesenheit des Pfarrers gottesdienstliche Aufgaben übertragen werden oder sogar eine subjektive Berufung ohne menschliche Vermittlung zugelassen wird (entgegen dem Grundsatz der Reformation, die ihrem radikalen Flügel entgegensteht). Es ist anzumerken, dass die zwinglianische Linie eines Amtes, das gegenüber der politischen Autorität kritisch sein kann, während die Stadt eine große Rolle bei der Ko-Konstruktion spielt, den reformierten Minderheiten- und Verfolgungsgemeinschaften Argumente liefern wird. Die Verbindung zur politischen Autorität bleibt heikel und führt zu Spannungen, wie in Genf, wo Calvin eine Diskrepanz zwischen seiner Vorstellung von den kirchlichen Vorrechten (vgl. Institution de la religion Chrétienne) und der Realität erleben muss. Vielfalt in der Einheit in Bezug auf das Amt, das immer als Dienst bekräftigt wird, aber auch die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis sind eine Lehre aus dieser Gründungsvergangenheit.
Matthias D. Wüthrich, Epiklese und Handauflegung bei der Ordinationsgeste, Versuch einer systematisch-theologischen Interpretation. Nachdem der Zürcher Systematiker die Bedeutung der Handauflegung und ihre unterschiedliche Verbindung mit der Anrufung des Heiligen Geistes in besonders unterschiedlichen Traditionen innerhalb des helvetischen Protestantismus hinterfragt hat, versucht er, die Bedeutung der Epiklese zu vertiefen, um sie stärker mit der liturgischen Geste unserer Kirchen zu verbinden, und zwar sowohl, um in Demut die Unsicherheit einer Kirche im Niedergang zu erfassen, als auch, um in Hoffnung die österliche und schöpferische Kraft des Heiligen Geistes zu entfesseln. Ein nicht erschöpfender, aber, ob es dem Autor gefällt oder nicht, recht repräsentativer Überblick über die Liturgien (BEJUSO, AG, BS, ZH, NE, VD) vergleicht ihren sehr unterschiedlichen Stellenwert und ihre Verbindung zum Segen. Wäre es nicht angebracht, bewusst von einer Geste, die als besonderer Segen verstanden wird, zu einer Geste überzugehen, die als echte Anrufung aus der Tiefe verstanden wird? Die Handauflegung würde an Relevanz gewinnen. Aus Gründen, die der protestantischen Ekklesiologie innewohnen, in der die Kirche sich jeglicher menschlicher Macht entzieht, da sie nur creatura verbi divini (zwar ausgestattet mit einem ministerium verbi divini), aber auch aus Gründen, die mit einem kulturellen Kontext zusammenhängen, in dem die Übernahme des Pfarramts gesellschaftlich nicht mehr attraktiv ist und umso grössere spirituelle, psychologische, theologische und hermeneutische Kompetenzen erfordert. All diese Gefahren und Unsicherheiten sprechen für ein angemessenes "epiklektisches" Handauflegen. So lautet der Titel des letzten Kapitels "Die Epiklese im Kontext des Ordinationsaktes: Ein Gebet aus der Tiefe und eine Infragestellung der institutionellen Macht". Die so revidierte Ordination würde zu einem alles andere als routinemäßigen Ritual werden, das die Ohnmacht sowohl der ordinierten Person als auch derjenigen, die im Namen einer Kirche ordinieren, die mit ihrem Überleben und ihrer Unfähigkeit, von Gott zu sprechen, zu kämpfen hat, manifestiert. Die Rede von Gott wird jedoch von einem Versprechen begleitet, wenn sie im Gebet verankert ist, insbesondere in der Anrufung des Geistes, der in uns betet.
Ralph Kunz, Ordination und Gemeindeaufbau, Warum die Gemeinde gestärkt wird, wenn sie an das Amt glaubt. Die These des Zürcher Professors für Praktische Theologie ist bereits im Titel seines Beitrags festgehalten. Angesichts einer gewissen Vertrauenskrise in Bezug auf das Pfarramt wertet Kunz dessen Ausübung als Anerkennungsritual auf, indem er es an seinem richtigen Platz ansiedelt: als "Dienst in der Gemeinde", der den "Dienst an der Gemeinde" nicht ausschliesst, sondern einschliesst, indem er an ihrem Aufbau arbeitet. Pastor und Gemeinde sind ebenfalls berufen, da sie unter der Autorität des Wortes Gottes stehen und in die Mission der Kirche eingebunden sind. Die Herausforderung, das ordinationsgebundene Amt mit dem Amt der ganzen Gemeinde zu verbinden, ist umso grösser, als die Kantonalkirchen immer noch darunter leiden, dass sich der Auftrag auf die Amtsträger und die kirchlichen Handlungen konzentriert. Hinzu kommt eine allgemeine Unsicherheit sowohl auf Seiten der Amtsträgerinnen und Amtsträger als auch der Pfarrerinnen und Pfarrer. Das Ritual der Ordination signalisiert gegenseitiges Vertrauen auf der Ebene der Kompetenzen und ebnet den Weg für eine Art der Zusammenarbeit in einem Gegenüber und nicht in einem Gegeneinander. Die Unterscheidung der Rollen ermöglicht, dass sie im Sinne des kirchlichen Aufbaus gespielt werden. Die Ordination bietet, wie die Installation, allen Beteiligten diesen dritten Ort und diese dritte Zeit. Denn die Gemeinde delegiert ihre Dienste nicht an die Amtsträger, die sie im Gebet weiht oder einsetzt. Vielmehr wird ihr Selbstvertrauen durch diesen festlichen Akt gestärkt. Die Ordinationsliturgie spiegelt diese Beziehung zwischen dem Dienst der einen und dem Dienst der anderen gut wider. Sie sollte nicht neu erfunden werden. Einige Elemente könnten jedoch hervorgehoben werden. Da die Weihe keine Bischofsweihe ist, könnte man beispielsweise Laien in das Kollegium einbeziehen, das diesen Gebetsakt vollzieht.
Sabrina Müller, Ministère et charisme, A propos des charismes dans la communauté et du charisme de la communauté. Privatdozentin in Zürich, Sabrina Müller zielt in ihrem Artikel darauf ab, eine fruchtbare Beziehung zwischen Amt und Charisma herzustellen, einem paulinischen Begriff, der in der deutschsprachigen protestantischen Theologie von geringer Bedeutung ist. Es ist festzustellen, dass mit den Pastoralbriefen der Begriff des Charismas auf leitende Funktionen reduziert und durch Handauflegung übertragbar wird (vgl. 1 Tim 4,14), auf die Gefahr hin, das in unserer Ekklesiologie hoch geschätzte allgemeine Priestertum zu entwerten. Das ordinierte Amt hat aber nur dann einen Sinn, wenn es im Dienst des allgemeinen Priestertums ausgeübt wird. Müller postuliert daher, dass das ordinierte Amt eine doppelte Aufgabe haben kann: zum einen die individuellen Charismen innerhalb der Gemeinde zu erkennen und zu fördern, zum anderen das Charisma der Gemeinde gemeinsam zu fördern und zu entwickeln. Der Pastor schafft einen Raum, der es ermöglicht, dass individuelle Charismen in der Biodiversität erblühen können. Er kann aber auch dazu aufgerufen werden, dies für eine innovative Gemeinde zu tun. Zwei Beispiele für inklusive Kirchen werden vorgestellt: Open Place in Kreuzlingen und Grandview in Pennsylvania. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Konzept des Charismas es ermöglicht, die protestantische Ordination vorteilhaft neu zu überdenken. Weit davon entfernt, eine Hierarchie zwischen Amtsträgern und Laien zu implizieren, schlägt das Pastoralcharisma eine Brücke zwischen den Charismen sowohl der Gemeindemitglieder als auch der Gemeinde als Ganzes im Dienst der Kommunikation des Evangeliums. So verstanden, vor allem im Moment der Ordination, wird das Amt vielmehr entlastet als überlastet oder auf sich selbst konzentriert. Man könnte noch einen Schritt weiter gehen und erwägen, dass auch die gewählten Laien der Gemeinde in den Genuss einer festlichen Segnung kommen.
David Plüss, Die Ordination als liturgische Praxis der reformierten Kirchen, Vergleichende Fallstudie: Unter der Lupe der unterschiedlichen Ordinationsverständnisse spiegeln sich die Konfliktlinien des kirchlichen Amtsverständnisses. Es gilt, einige Ordinationsliturgien und Reglemente zu befragen, um herauszufinden, was zwischen ritueller und sozialer Praxis vorgeschrieben ist und wie viel Spielraum den Feiernden gelassen wird. Plüss führt also eine umfassende Analyse der Liturgie von BEJUSO durch, fährt mit einer weniger detaillierten vergleichenden Analyse von BS und AG fort, um dann viele Unterschiede und einige Gemeinsamkeiten zwischen den drei herauszuarbeiten. Wenn Bern, wie von der GEKE empfohlen, nur dem Pfarramt widmet, werden Diakone und Katecheten in einer anderen Feier dennoch mit fast ähnlichen Formeln gewürdigt. Wertschätzung für die Letzteren? Einfluss aus der Romandie? Auf jeden Fall ist das Konzept des Verbi Divini Ministerium weit davon entfernt, sich auf die Predigt von der Kanzel zu beschränken, sondern umfasst auch Liturgie, Seelsorge, Ausbildung und Diakonie. Die Ordinationsliturgie umfasst etwa zehn Rubriken, die nicht modulierbar sind. Die Verbindlichkeit der Texte ist charakteristisch für diese Kirche. Der Inhalt der Versprechen verpflichtet die Kandidaten sowohl in der öffentlichen Sphäre, ja sogar mutig, als auch in der kirchlichen Sphäre. In Basel umfasst der Ordinationsgottesdienst auch das Abendmahl. Die Ordination findet jedoch vor und nicht wie bei Gottesdiensten mit Taufe nach der Predigt statt. Hinweis auf einen sakramentalen Charakter? Wunsch, die Predigt in den Mittelpunkt des Ganzen zu stellen? Praktische Chronologie, da die Geweihten sowohl an der Predigt als auch an der Leitung des Abendmahls teilnehmen werden? Diese Liturgie ist kürzer und enthält keine Erinnerung an die Ausbildung, keine Verpflichtung der Gemeinde und keine Epiklese. Es wird ein Kreis um die ordinierte Person gebildet, der auch die Kolleginnen und Kollegen einschliesst, auch aus anderen reformierten und sogar katholischen Kirchen. In Aarau gibt es keine Abendmahlsfeier und keine Handauflegung, dafür aber ein Glaubensbekenntnis. Dem Amtsträger, der die ordinierte Person ausgebildet hat, wird neben der Ordinatorin eine herausragende Rolle eingeräumt. Letztendlich ist der Cursor zwischen Ordination, Segnung und Rechtsakt unterschiedlich positioniert und lässt eines der Gesichter dieser oder jener Kirche erkennen, zwischen einem ökumenischen und einem lokalen Kontext.
Kerstin Menzel, Von der Sorgearbeit entlastet, Gendersensible Perspektiven für das Ministerium. Der Beitrag dieser Leipziger Assistentin für Praktische Theologie will die Debatte im diachronen und dann synchronen Rahmen über die Rolle der Pfarrfrauen, der Frauenämter und schließlich der Pfarrerinnen in Deutschland, insbesondere durch das Aufkommen der pastoralen Teilzeitarbeit, neu beleben. Den Schlüssel zum Verständnis dieser Entwicklung liefert der allgemeine Begriff "Care", der die Pflege und Erziehung sowohl innerhalb der Pfarrfamilie als auch innerhalb der kirchlichen Institution umfasst. Ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass Frauen in diesen Bereichen nach und nach mit einem Dienst betraut wurden (in der Seelsorge oder im Religionsunterricht), aber noch nicht mit einem Amt (nota bene: Während Amt Dienst bedeutet). Ihr Zölibat ist dann angebracht. Im Jahr 1942 wurden noch lieber männliche Laien als Theologinnen mit der Predigt betraut! Auch wenn Frauen aus Gründen der Gleichberechtigung zum Pfarramt zugelassen werden, bleibt eine gewisse Ungleichheit im Umgang mit der Vereinbarkeit von Pfarramt und Familienleben bestehen. Das Frauenpfarramt, wie auch neue Formen der Partnerschaft, werden in den Gemeinden eher kritisiert. Bemerkenswert ist eine Überrepräsentation von Frauen in Führungspositionen im Vergleich zu Gemeindeämtern. Menzel geht auf die unterschiedlichen Praktiken in den Landeskirchen der EKD in Bezug auf die Zuweisung und Aufteilung von Aufgaben bis hin zu unterschiedlichen Ordinationspraktiken ein, ohne eine Kultur zu kritisieren, die unverhältnismässig hohe Erwartungen an die Verfügbarkeit einer noch zu sehr phantasierten Pfarrperson stellt. Wenn die Ordination als Dienst der Verkündigung des Evangeliums und der Verwaltung der Sakramente definiert wird, dann gilt es, sie von jeglicher Konzentration auf ein männliches und pfarrliches Vollzeitamt zu trennen. Und sie sogar, wie es einige Kirchen tun, als Ritual in Betracht zu ziehen, das auch nicht-pfarrlichen Predigern und Zelebranten offen steht. Kurzum, der Artikel ist ein Plädoyer für eine Kirche, die als Lerngemeinschaft in all ihren Formen verstanden wird, einschließlich des Dienstes.
Ubomir Batka, Die Ordination in den ökumenischen Dialogen. Der Professor für lutherische Theologie aus Bratislava konzentriert sich in seiner Studie auf die Ergebnisse der ökumenischen Arbeit der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa zur Behandlung relevanter Themen innerhalb der GEKE in Bezug auf die gegenseitige Anerkennung der Ordination, nicht ohne andere ökumenische Dialoge zu berühren. In einem ersten Kapitel werden die Etappen der Debatte seit der Leuenberger Konkordie von 1973 und die Thesen, die auf den nachfolgenden Vollversammlungen zur Bestimmung dessen, was die Ordination im lutherisch-reformierten Regime ist oder nicht ist, erneut beleuchtet. Wenn sie Teil des Seins der Kirche ist, macht sie diejenigen, die die Kirche ordiniert, nicht zu Wesen mit einem anderen Wesen als die Nicht-Konsekrierten, noch verleiht sie ihnen eine einfache funktionale Delegation. Die Rolle des Heiligen Geistes ist sowohl für die Person als auch für die Kirche von wesentlicher Bedeutung. Für die öffentliche Verkündigung des Evangeliums und die Spendung der Sakramente ist eine theologische Ausbildung sowie eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Evangelium erforderlich. Es folgt ein Kapitel (2) über die Entwicklung der Zulassung von Frauen zum ordinationsgebundenen Amt, deren unbestreitbarer Charakter in der Erklärung "Amt, Ordination und Episkopè" bekräftigt wird, da Männer und Frauen eins sind in Christus (Gal 3,28), um eine Katholizität im Zeichen der Fülle und nicht des Defizits zu verwirklichen. Die Erklärung "A - O - E" liegt dem folgenden Kapitel (3) zugrunde, das die Rollen der Gemeinschaft, der Episkopè und des Heiligen Geistes bei der Weihe artikuliert. Batka ist überzeugt, dass die Debatte über die Apostolizität der Kirche, wenn sie unter dem pneumatologischen Blickwinkel geführt wird, tiefer und vielversprechender ist als unter dem Blickwinkel der apostolischen Sukzession. Schließlich geht er (4) auf die komplexen Fragen des Verhältnisses zwischen der Einsetzung in das Diakonen- oder Bischofsamt in einigen Kirchen und ihrer Beziehung zur Ordination ein. Die Handauflegung, die einem Bischof erteilt wird, kann keine zweite Weihe bedeuten, sondern eine Beauftragung für die Einheit und Apostolizität der Kirche.
Michael N. Ebertz, Amt und Ordination, Konturen und Grenzen eines soziologischen Ansatzes. Der pensionierte Privatdozent der Katholisch-Theologischen Hochschule Freiburg im Breisgau hinterfragt als Soziologe die spezifische Beziehung zwischen Amt und Ordination aus der Perspektive des Übergangsritus. Sein Artikel orientiert sich sehr stark an den Arbeiten und dem Vokabular des oft und ausführlich zitierten Pierre Bourdieu. Dieser Ritus verleiht der ordinierten Person Legitimität und Gültigkeit, ein kollektives "Amen", wobei zu beachten ist, dass im Prinzip jede:r predigen und das Abendmahl feiern könnte. Dies schließt jedoch nicht aus, dass es innerhalb und außerhalb eines religiösen Feldes, das von anderen Berufen besetzt ist, zu Konkurrenzkämpfen oder Infragestellungen kommt. Im Unterschied zum Übergangsritus stellt die Ordination einen Trennungsritus dar, nicht nur im katholischen, sondern auch im protestantischen Verständnis (GEKE). Die Marker dieser Trennung sind nämlich ein langes Universitätsstudium mit anschließendem Praktikum. Ihr Abbruch würde eine Erosion darstellen. Ebertz untersucht schließlich die beiden Achsen der Ordination, in denen sich das gesamte symbolische Kapital konzentriert: als Eröffnung von Möglichkeiten und als Schließung von Möglichkeiten. Die Ordination ist ein "sozialmagischer Akt", der die ordinierte Person wirklich verwandelt, auch im nicht-sakramentalen protestantischen Verständnis. Die Amtsträger:in ist zwar ontologisch identisch, wird aber durch den Blick anderer wie auch durch den Blick auf sich selbst verwandelt. Die Ambivalenz der Ordination liegt zwischen einem Seinkönnen und einem Seinmüssen. Denn unter einer gewissen sozialen Kontrolle und einem begrenzenden System wird die geweihte Person angewiesen, auf der Bühne zu spielen, ohne abzurutschen.
Cla Famos, Die Ordination im Schweizer Kirchenrecht, Ausgewählte Themen. Der Zürcher Professor schliesst das Sammelwerk mit einem Artikel ab, der aufgrund seiner Klarheit und seines zusammenfassenden Charakters zum Stand der Dinge einen Platz an der Spitze verdient hätte, zumal die angekündigte Voraussetzung des Autors die Untrennbarkeit der theologischen und der juristischen Ebene ist. Wenn es das Ziel des Buches gewesen wäre, dazu beizutragen, die Debatte auf der Ebene einer EKS voranzutreiben, die sich schwer tut, die Praktiken ihrer Kantonalkirchen zu vereinheitlichen, hätte es eine einleitende Rolle spielen können, indem es eine Bestandsaufnahme einer extremen Vielfalt präsentiert. Doch der Autor ist sich dieser Zersplitterung, die sowohl auf den Protestantismus als auch auf den Föderalismus zurückzuführen ist, bewusst und scheint sie nicht schlimmer zu finden, als sie ist. Der einzige Punkt, den er in einer Anmerkung wirklich bedauert, ist die Fakultativität der Ordination in der EPG, die er in einer Anmerkung bemängelt. Dies ist umso bedauerlicher, als Famos mehrfach auf das Beispiel der EKD verweist, die zu einer landesweit einheitlichen Gesetzgebung für den Pfarrdienst gelangt ist. Dennoch sind die Themen sehr informativ: Wer wird ordiniert, Vorbedingungen, Einmaligkeit, Gültigkeit, Dauer, Rechte und Pflichten. Am Ende des Artikels veröffentlicht Famos Auszüge aus kirchlichen Reglementen (Konkordat, BEJUSO, VD, ZH).
Diese seriöse und wertvolle Kollektivstudie ist ein sehr guter Spiegel für die Vielfalt des Verständnisses und der Praxis innerhalb der Kirchen in der Schweiz. Dieser Spiegel kann aber ebenso gut Argumente für den Status quo wie für eine einheitliche Praxis liefern. Das gut dokumentierte Bild des protestantischen Patchworks lässt einen schwindelig werden, vor allem wenn man sich vorstellt, dass die EKS und ihre Mitgliedskirchen so für eine bessere Harmonisierung gerüstet wären. Eine Harmonisierung ist jedoch sowohl aus innerkirchlichen als auch aus interkirchlichen Gründen wünschenswert. Werden die Arbeiten, die der SEK 2007 unter der Leitung von Matthias D. Wüthrich (einem der Autoren dieses Kollektivs) in Angriff genommen hat, eher wieder aufgenommen, nachdem sie wenig oder gar nicht zu einer grösseren Einheit auf nationaler Ebene beigetragen haben? Dies ist zu bezweifeln, vor allem wegen der Beschleunigung des Zusammenbruchs, angesichts dessen unsere Kirchen seit einem guten Jahrzehnt - und auf mehr oder weniger abgestimmte Weise, im Rahmen der CER oder des strategischen Ausschusses der EKS, vermehrt nach Lösungen suchen, damit die Mission fortbestehen kann. Wie sich jedoch bereits abzeichnet, und zwar nicht nur in der Romandie, wird die Nachfolge nicht nur pastoral sein und nicht nur durch eine Wiederaufnahme des Themas der Ordination erfolgen. Die Frage, die sich stellt und die sich aufdrängt, ist, ob wir die Debatte über die Mission der Kirche wirklich an diesem Ende wieder eröffnen müssen, um eine neue Entfaltung zu reanimieren.
Die Autoren verwenden viel von ihrer schönen intellektuellen Energie darauf, die Ambivalenz einer Ordination zu untersuchen, die in den von der GEKE mehr oder weniger vereinigten Protestantismen zwischen dem nicht-sakramentalen Charakter des Rituals und einem nicht verhandelbaren harten Kern schwankt, der den Amtsträger in eine ganz andere Rolle versetzt und die Parameter, die die Ordination ausmachen (Gemeinde, Heiliger Geist usw.), auf sehr unterschiedliche Weise einbezieht und artikuliert. Das Buch führt uns in eine sehr subtile, komplexe und ziemlich schwindelerregende Entwicklung einer gewissen protestantischen Scholastik, die sich in der Verwaltung und Gewichtung der Parameter des Rituals und der Interpretation, die der Grundlage eines Amtes des Wortes und der Verwaltung der Sakramente zu geben ist, verheddert. Man hätte dem soziologischen Artikel einen religionspsychologischen Artikel über die Auswirkungen der Ordination auf die Gläubigen und die Amtsträger hinzufügen können. Dies ist umso bedauerlicher, wenn man bedenkt, dass mehrere junge Theologen die mit dem Pastorenamt verbundene symbolische Last nicht auf sich nehmen wollen. Warum ist das so? Andererseits berücksichtigt die Studie nicht die Zunahme von Spätberufungen und die Berücksichtigung früherer Kompetenzen auf den Sinn und die Dauer der derzeit sehr, wenn nicht gar zu langen Ausbildung.
Das Buch gibt durchaus einige gute Impulse für die Kirchen. Es scheint mir aber insgesamt zu wenig mutig in den Fragen nach dem zu wenig definierten Inhalt, der einer der beiden traditionellen Säulen der Ordination (neben der Sakramentenspendung) zu geben ist: der Wortverkündigung. Das Ritual zur "Legitimation" der Amtsträgerinnen und Amtsträger in dieser Übung, die hoffentlich nicht nur homiletisch ist, hat zwar ad extra einige Vorteile, aber wie lässt sich der zentrale Begriff der Verkündigung des Evangeliums ad intra als Übung zur Erbauung der Gläubigen und zur Ausrüstung in ihrer eigenen missiologischen Verantwortung denken oder neu denken? Wie kann man den Schritt zu einem Konzept wagen, das nicht nur formativ (symbolisiert durch die schwarze Robe), sondern auch performativ oder transformativ für die Botschaft ist? Mit anderen Worten: Wie kann die Beziehung zwischen den Dienern des Wortes und den Gläubigen neu begründet werden, so dass erstere nicht oder nicht mehr die Dienstleister sind und der Dienst der letzteren von den ersteren tatsächlich aktiviert wird? Hier sollten zumindest zwei Bereiche der Amtsidentität untersucht werden: die pädagogische Ausbildung und die geistliche Ausbildung (die teilweise vom Curriculum abgedeckt wird und weitgehend optional ist).
In einer Zeit grosser Umgestaltungen geht es mehr denn je darum, die theologische Arbeit eher abduktiv als deduktiv fortzusetzen. Hinterfragen Sie, was abnimmt oder sogar stirbt, als das, was in anderen Formen des Dienstes geschieht. Und da "Amt" eben "Dienst" bedeutet, entsteht der Eindruck, dass sich die Schlange in den Schwanz beisst, wenn man nicht von der unendlichen Regulierung der Beziehungen zwischen ordiniertem Amt und nicht ordiniertem Dienst abhebt und diese Scholastik verlässt, die auf polemischen Fronten beruht, die angesichts der aktuellen missiologischen Herausforderungen blass bleiben. Man könnte sogar so weit gehen, die Frage zu stellen, ob die Ordination uns nicht mehr Streiche spielt (insbesondere im Hinblick auf Machtverhältnisse oder Demobilisierung), als sie uns nützt. Um weiterzukommen, kann man sich jedoch gute Impulse aus dem in Zürich herausgegebenen Buch holen.
Ich möchte diese herausgreifen: das Neue mit Hilfe eines Ritus aufnehmen, der nicht unbedingt der Ritus der Ordination sein muss (Krauter), die ursprüngliche Vielfalt und die Diskrepanzen zwischen Theorie und Praxis anerkennen (Becker), die Dimension einer Epiklese integrieren, die aus der Tiefe der Demut und der Ohnmacht geboren ist (Wüthrich), die Rolle der Gemeinde stärken, anstatt sie bei der Ordination zu schwächen (Kunz), das Charisma des Amtsträgers durch das Charisma der Gemeinde aufwerten und umgekehrt (Müller, von dem ich allerdings gerne gelesen hätte, dass eine traditionelle Gemeinde auch ein Charisma hat), die Ausweitung des Amtes des göttlichen Wortes auf die gesamte pastorale und sogar diakonische Tätigkeit (Plüss), die fruchtbare Diversifizierung der pastoralen Modelle und Modalitäten ihrer Ausübung (Menzel), der Primat der Pneumatologie über die Sukzessionsketten im Bereich der Apostolizität (Batka), "(Ebertz), und schließlich die Möglichkeit, dass eine große Schwesterkirche in der Lage war, auf eine größere Einheit bei der Ordination hinzuarbeiten (Famos).
In der Einleitung werden die Kirchenleitungen aufgefordert, sich nicht nur auf organisatorischer oder pragmatischer Ebene mit allerlei neueren Fragen und Lösungen zu befassen. Angesprochen sind also die Räte und Synoden der Kantonalkirchen und gegebenenfalls auch die Ordinationskommissionen. Was eine Abstimmung betrifft, so gehören natürlich auch die Behörden und Verantwortlichen für die Ausbildung zum Zielpublikum: Conférence des Églises Romandes, Office Protestant de Formation, Lieux de formation, und die deutschsprachigen Pendants. Aber wenn das wirklich angestrebte Ziel darin besteht, die Debatte auf nationaler Ebene wieder in Gang zu bringen, dann ist es am Rat und an der Synode der EKS, diese gründliche und anregende Studie zu lesen. Es versteht sich von selbst, dass auch die anderen theologischen Fakultäten ein Interesse daran haben, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, insbesondere aufgrund ihrer Verbindung zu den Kirchen, die in der Schweiz sehr unterschiedlich ist.
Stefan Krauter, Matthias D. Wüthrich (Hg.), Ordination. Grundfragen und Impulse aus reformierter Perspektive Theologischer Verlag Zürich, (Praktische Theologie im reformierten Kontext, Band 18)
Jean-Baptiste Lipp ist Pfarrer im Kanton Waadt, Präsident der Conférence des Églises Réformées Romande und war Mitglied des Synodalrats der EERV (2019-2022). Er ist zudem Mitglied der Groupe des Dombes (seit 2010).
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